BARCELONA 2024 - WELCH EIN GAUDI !
Es ist Sonntagmittag im sonnigen Meckenbeuren und heute starten wir mit den Vorbereitungen für unseren einwöchigen Intensiv-Städtetrip in die katalanische Hauptstadt mit Namen Barcelona. Andrea ordnet noch ihren Foto-Rucksack mit großer Präzision und hat gerade mitgeteilt, dass sie diesmal nur einen mitnimmt. Matthias wird somit ausnahmsweise einen ganz normalen Rucksack tragen (müssen), der die Trinkwasserversorgung, diverse Utensilien, Portemonaie und einige weitere sinnvolle Gegenstände beinhalten wird. Er, der wie immer die Planung und Organisation der Tour übernommen hat, überprüft noch einmal die zahlreichen online erworbenen Tickets, Pläne und Reiseunterlagen. Alles ist sicher auf seinem iPhone verwahrt. Andrea erhält eine inhaltsgleiche Kopie für ihr iPhone, falls Matthias sein Handy verliert oder es irgendwie kaputtgeht. So sind wir dann auf der ganz sicheren Seite.
Der Wetterbericht für Barcelona sieht ganz hervorragend aus. Eine gute Mixtur aus Wolken und Sonne bei durchschnittlich 20-21 °C erwartet uns. Das ist genau richtig, wenn man die ganze Zeit in so einer großen Stadt umherdüst und seine Füße ganz reichlich benutzen muss. Da ist es immer gut, wenn es eben doch nicht ganz so heiß ist. Das ist übrigens auch der Grund, dass wir uns Mitte Mai als Reisezeitraum ausgesucht haben. Diese europäische Städtetour ist nun die vierte in der Reihe zusammen mit Hanno, unserem langjährigen besten Freund und weltbesten Zahnarzt. Vorangegangen sind dieser Tour schon Berlin, Paris und Lissabon, im Jahr 2025 folgt Istanbul in der Türkei und 2026 das griechische Athen. Aber nun ist erst mal Barcelona dran.
Es geht in Richtung Airport München. Wie immer werden wir das Auto auf einem dem Flughafen vorgelagerten bewachten Parkplatz unterbringen. Ein Bus-Shuttle bringt uns dann zum Terminal 1. Abheben werden wir gegen Mittag in Richtung Spanien. Da wir ja unseren Freund Hanno sehr gut kennen, haben wir ihm im Vorfeld eine speziell auf ihn angefertigte Packliste zukommen lassen, damit er auch ja nichts vergisst (was in seinem Leben schon manchmal vorgekommen ist). Er hebt eine halbe Stunde nach uns allerdings in Frankfurt ab. Wir werden ihn dann in Barcelona nach der Landung aufsammeln und zusammen mit einem Taxi zu unserem Hotel in der Nähe des Hafens fahren. Gepackt haben wir immer noch nicht. Das ist bei uns so üblich. Wir machen das immer in letzter Minute. Es gibt ja Leute, die machen das schon einige Wochen vorher und wundern sich dann, wenn sie das eine oder andere Kleidungsstück in ihrem Kleiderschrank nicht mehr wiederfinden. Um das zu vermeiden, ist es für uns einfach ideal, das am Vorabend der Reise zu tun. Also werden wir es heute spätestens am Nachmittag bewerkstelligen. Mal sehen, ob wir es schaffen angesichts der guten Wetterlage uns auf eine einzige Reisetasche zu beschränken. Das müsste eigentlich klappen.
Ankommen werden wir an einem Montagnachmittag und unser vollgepacktes Tour-Programm startet dann dienstagfrüh und geht bis Samstagnacht. Da hat Matthias Geburtstag. Ansonsten bietet Barcelona jede Menge abwechslungsreiche und spannende Gelegenheiten, sich diese Stadt intensiv reinzuziehen. Es gibt da so einen Architekten, der heißt mit Nachnamen Gaudi (kein Witz!). Der hat so einige markante Bauwerke errichtet und wir sind gespannt wie ein Flitzebogen wie die von außen und von innen so aussehen werden.
Am Donnerstag wollen wir die Stadt verlassen und ein wenig nach Norden fahren mit dem Zug. Kurz vor unserer Tour hat Matthias feststellen müssen, dass wohl ganz Barcelona an diesem Tag auch mit dem Zug dieselbe Tour macht. Es geht nämlich nach Girona (auch wieder ein ganz berühmter Filmdrehort von Game of Thrones). Dort findet einmal im Jahr ein großer europaweiter Blumen-Contest statt. Er hat in letzter Minute noch drei Sitzplätze in einem frühmorgendlichen Zug ergattert. Ansonsten hätten wir am Bahnsteig in Barcelona gestanden und der Zug oder die Züge wären allesamt ausgebucht gewesen. Und wir hätten die Fahrt überhaupt gar nicht erst antreten können. Also, leer wird es in Girona bestimmt nicht sein, der eine oder andere Landsmann aus Spanien und/oder Europa wird uns sicherlich begleiten. Aber das macht nichts. Wir freuen uns natürlich auch auf die Leckereien Spaniens. Damit meinen wir den sicherlich köstlichen Rotwein, katalanische Spezialitäten und ganz viele Tapas. Restaurants gibt es massenhaft in Barcelona. Wir werden also bestimmt nicht zu kurz kommen.
Alles war gut. Flug, Taxi und ein kleines süßes Hotel namens Brummell. Es ist abseits von der Innenstadt gelegen. Nahe am Hafen und einem größeren Park, fast neben uns schwebt eine Seilbahn den kleinen Hügel hinauf. Von außen ist dieses alte Hotel eher unscheinbar. Von innen wunderschön renoviert, sehr modern eingerichtet, total sauber und freundlich gestaltet. Der junge Mann an der Rezeption ist genauso freundlich und begrüßt uns mit einem Lächeln.
Ein erster kleiner Bummel ist angesagt - durch einen ganz kleinen Teil dieser Stadt. Natürlich zum Start drei frische gezapfte Bier und dann weiter. Das erste, was einer Fotografin und ihren zwei männlichen Begleitern ins Auge fällt, sind die unglaublich zahlreichen Graffitis. Ob das nun alte Garagentortore sind oder Hauswände oder riesige ehemalige Wände von Fabriken, überall wird hingesprüht. Teilweise sind es wirklich unfassbar tolle Werke. Schaut einmal in das Gesicht der alten Dame, von dem wir bei der unten ein Foto gemacht haben. Das ist wirklich der Wahnsinn! In ein paar Tagen werden wir noch einen anderen Stadtteil besuchen, der dafür bekannt sein soll, dass es dort wunderschöne Wandmalereien gibt. Auffallend sind die unterschiedlichen Nationen. Viele Sprachen und junge Menschen. Darunter mischt sich unsere Generation. Wie gesagt, nur ein erster Eindruck. Auf jeden Fall tobt das Leben. Und verhungern geht nicht. Mehr als 3.000 Restaurants zieren diese Stadt. Nach dem Dinner sind wir gemütlich zu unserem Hotel zurückgeschlendert. Und wie kann es anders sein, haben wir noch einen Absacker zu uns genommen, bevor wir doch dann schon rechtschaffen müde ins Bett gefallen sind.
Guten Morgen Barcelona. Es ist zwar grau, aber nicht kalt. Nach dem Frühstück geht es los in Richtung La Rambla. Die 1,5 km lange Einkaufsstraße, wo vor Jahren viele Menschen zu Tode kamen, weil ein LKW in die Menge raste. Überall sind Tauben und ihre Hinterlassenschaften. Und die haben überhaupt keine Hemmungen, ihre Nachkommen zu zeugen vor aller Augen. Auf Laternen, Balkonen, Antennen, auf den Mauern alter Gebäude oder auf den Leinen, wo die frisch gewaschene Wäsche hängt, sitzen sie. Die La Rambla zu laufen geht heute nur mit Unterbrechungen. Regen in Etappen. Rein in eine Bar oder Café, ein Mineralwasser bestellen, warten. Das Wetterradar arbeitet leider etwas unzuverlässig. Egal. Abwarten und Wasser trinken.
Auf dem Königsplatz, ganz in der Nähe zur Einkaufsstraße finden wir ein trockenes Plätzchen. Dieser Platz ist echt schön, sehr groß und von hohen alten Häusern umgeben. Unten gibt es natürlich jede Menge Restaurants und Bars, wo man sitzen kann. Und schon erblicken wir etwas, was untypisch für diesen Platz ist: Es wird eine Szene für ein Kinofilm gedreht. Wir erblicken einen quietschgelben Oldtimer, in dem ein vollwertig Inder am Steuer dieses Taxis sitzt. Und auf der Rückbank eine junge hübsche Frau mit einer Sektflasche in der Hand und ein junger Mann. Wir glauben, die Regisseurin dieses Films ist angesichts des schlechten Wetters und der Unfähigkeit des Taxi-Fahrers ein wenig nervös geworden. Der sollte nämlich nur ungefähr 10 m mit dem Taxi nach vorne fahren und dann bremsen. Zum gleichen Zeitpunkt sollte der Kameramann in eiligem Schritt auf das Taxi zu laufen für eine Großaufnahme. Leider hat das mit dem Anfahren und Bremsen irgendwie nicht geklappt und die Regisseurin hat dann nach gefühlt 50 Versuchen erschöpft aufgegeben. Trotzdem war es mit dem schönen Kunstlicht im strömenden Regen ein kleines Erlebnis für uns.
Wir haben das Wasser vom Himmel (vergeblich) abgewartet und sind daher nun doch im Regen zum Park Güell den Hügel hinaufgelaufen. Oben angekommen und nach einem intensiven Gespräch mit Petrus reisst der Himmel endlich auf. Der Park Güell wurde im Auftrag von Eusebi Güell zwischen 1900 und 1914 von Antoni Gaudí gestaltet. Der ursprüngliche Auftrag bestand darin, auf einem mehr als 17 ha großen Grundstück, das als Montaña Pelada bekannt war, eine Wohnsiedlung für wohlhabende Familien zu schaffen. Die Siedlung hatte eine Reihe von strengen Auflagen wie zum Beispiel, dass man nur auf einem Sechstel des Grundstücks bauen durfte. Außerdem durfte die Lage und Höhe der Bauten keinesfalls einem Bewohner die Sonne oder die Aussicht aufs Meer und die Promenade von Barcelona wegnehmen. Der Name Park Güell geht auf den Einfluss von Eusebi Güell zurück, der den Wunsch hatte, die Parks britischer Siedlungen nachzubauen, die ihn so begeistert hatten.
Bis vor Kurzem konnte man den Park Güell noch kostenlos aufsuchen. Aufgrund des großen Besucherandrangs hat die Stadtverwaltung beschlossen, den Zugang zu regulieren, die Zahl der Personen im Park zu beschränken und einen Eintrittspreis festzulegen. Das mit dem großen Besucherandrang stimmt übrigens total und mindert ein wenig den Eindruck des wirklich toll und ungewöhnlich angelegten Parks samt unglaublich fantasievoller Gaudi-Gebäude. Ein Besuch an weniger überfüllten Tagen lohnt sich absolut.
Wir laufen den Hügel durch die Straßen Barcelonas wieder hinab und statten einem weiteren Haus vom Architekten Gaudi einen Besuch ab. Es heißt Casa Vincens. Es ist schon über 140 Jahre alt und total verrückt gestaltet. Unsere Füße sind inzwischen ziemlich platt. Andrea teilt am späteren Abend mit, dass wir heute mindestens 15 km Fußmarsch hinter uns haben und wir beschließen, auf dem Weg zu unserem Hotel noch einen kleinen Absacker zu nehmen. Das tun wir natürlich auch sehr gerne und genießen für ganz kleines Geld ein relativ ganz großen spanischen Brandy. Dieser hilft uns, die letzten Meter zu unserem Hotel unfallfrei zu absolvieren.
Gemischtes Wetter wie im April. Die nächsten Tage sollen sonnig werden verrät der Wetterbericht. Wir haben drei Highlights vor der Nase, auf die wir uns besonders freuen:
Als allererstes fahren wir mit der Metro zur Familia Sagrada. Gottseidank ist das wirklich riesige Gebäude so hoch, da stören die Menschenmassen fast garnicht. Unfassbar. Wären die Eintritte nicht limitiert, dann könnte man nicht mehr laufen.
Die Familia Sagrada ist eine römisch-katholische Basilika des Modernisme und gilt als das Hauptwerk des katalanischen Baumeisters Antoni Gaudí. Ihr Bau wurde 1882 begonnen und dauert bis in die Gegenwart an. Das frühere Ziel, die Kirche bis zum 100. Todestag Gaudís im Jahre 2026 fertigzustellen, wird seit 2020 nicht mehr als realistisch angesehen. Es wird aktuell von einer Fertigstellung spätestens im Jahr 2033 ausgegangen.
Sie wird danach die höchste Kirche der Welt sein.
Das Monumentalbauwerk ist wirklich unglaublich. Sowohl von außen als auch von innen. Eine wunderschöne Mischung aus Formen, Farben und Architektur. Man kommt aus dem Staunen einfach nicht mehr heraus. So etwas musst du unbedingt auch mal gesehen haben. Nichts ist vergleichbar mit herkömmlichen Kirchen oder Kathedralen dieser Welt, denn alles ist irgendwie anders. Man muss sich wahrscheinlich viel mehr Zeit nehmen, um all die Einzelheiten und Details überhaupt erst einmal zu erkennen, geschweige denn sie in aller Ruhe zu betrachten. Wahrscheinlich braucht man auch einen Helikopter, um von außen die Unterschiedlichkeit des Bauwerks dieser Kathedrale bewerten zu können. Es ist eher eine Basilika, was auch immer diese Ausdruck bezogen auf diese Kirche bedeutet. Auf jeden Fall ein Traum, dass wir dieses erleben und sehen konnten. Danke Herr Gaudi!
Nach diesem ersten Höhepunkt des Tages geht's wieder mit der Metro weiter und zwar zum Hospital Sant Paul. Gegründet wurde es vor rund 600 Jahren, ab dann entwickelte sich das "Hospital Sant Pau" von einem mittelalterlichen Wohlfahrtshaus zu einer modernen Krankenhausanlage. Heute ist die "Stadt in der Stadt", wie der Krankenhauskomplex auch betitelt wird, eines der bedeutendsten und schönsten Anlagen des Modernisme. Die Anlage wurde aufgrund ihrer "architektonischen Einzigartigkeit und ihrer künstlerischen Schönheit" durch die UNESCO 1997 zum Weltkulturerbe erklärt. 2001 wurde das 600-jährige Bestehen des Krankenhauses gefeiert.
Im Jahre 1348 verbreitete sich die schwarze Pest in Barcelona und als Folge davon starb rund ein Drittel der damaligen Bevölkerung. Anhand dieser schrecklichen Apokalypse rückte die Notwendigkeit eines organisierten Gesundheitssystems immer stärker in das Bewusstsein der Menschen. Das Krankenhaus sollte etwas ganz Spezielles werden: In einer entspannten Umgebung von Bäumen umsäumt, wo sich die Patienten von ihren Krankheiten und Schmerzen erholen und frische, saubere Luft einatmen konnten. Aus unserer Sicht wäre es doch sehr wünschenswert, wenn diese Philosophie heute noch existieren würde an deutschen Krankenhäusern.
Nach diesem doch angenehmen Krankenhausaufenthalt am Nachmittag dann hinauf zu den Bunkers del Carmel. Wir laufen eine lange Strecke den steilen Berg hoch und es regnet. Heftig. Später erfahren wir, da fährt auch ein Bus hoch. Den nehmen wir zurück in die Stadt. Die Aussicht ist phänomenal. Und Petrus hat wieder ein Einsehen. Der Turó de la Rovira mit einem schönen Panorama der City ist eine ehemalige Militärbasis mit Abwehrgeschützen gegen Kampfflugzeuge. Die 'Bunkers del Carmel' wurden 1937 gebaut, um Barcelona während des Bürgerkrieges zu schützen. Jahrelang war die Umgebung der Bunker extrem verfallen, doch heutzutage sieht man nur noch einige Betonreste dieses Abwehrgeschützes und das angrenzende Viertel wurde wieder hergerichtet. Das Gebiet ist nun frei zugänglich und vor allem zu Beginn des Abends kann man viele Einheimische treffen, die hier oben die 360 Grad-Aussicht mit ihrem selbst mitgebrachten Getränk genießen.
Nach 11 km „spazieren gehen" heute waren wir griechisch essen. Noch `nen letzten Absacker und dann ins Bett.
Mit einem superschnellen Zug fahren wir nach Girona. Fast hätten wir ihn verpasst, denn an den Bahnhöfen Spaniens gibt es überall intensive Gepäck- und Personenkontrollen - wie am Flughafen. Sie haben uns - welch ein Segen - tatsächlich durchgelassen. Das Zugticket hatten wir vorher online gekauft mit Sitzplatzreservierung. Denn angeblich war alles ausverkauft. Pustekuchen, der Zug war fast leer. So können Webseiten lügen.
Nach noch nicht einmal 40 min. sind wir entspannt im 100 km nördlich von Barcelona gelegenen Girona am Fluss Onyar angekommen. Warum ausgerechnet diese Stadt? Hier findet das Temps de Flors (katalanisch) statt. Man will damit den Neubeginn, die "Zeit der Blumen", die Schönheit und das Leben selbst feiern. Ob historische Gebäude oder verwinkelte Patios, Brücken, Treppen, Gassen, Alleen, Parks und Plätze, über die Stadt ergießt sich eine Flut von kunstvoll arrangierten Blumen und floraler Kunst, die auch vor Verkehrsknotenpunkten nicht halt macht. Für 8 ganze Tage zeigt sich die ehrwürdige Stadt in bunten Farben und blumigen Aromen, ersinnt kunstvolle, nie gesehene florale Installationen, zeigt alles her, was sie hat und lockt uns zu verborgenen Winkeln und Orten, die für den Rest des Jahres der Öffentlichkeit verschlossen bleiben. Gironas beeindruckendes architektonisches und historisches Erbe präsentiert sich dieser Tage in seinen schönsten Kleidern, hüllt sich in Haute Couture aus Blumen und genießt den Rummel, die Bewunderungsrufe und die eine oder andere kreative Extravaganz.
Ein charmanter Wettstreit. So wie die Blumenausstellung mit jedem Jahr neue Winkel der Stadt für sich eroberte, eroberte sie auch die Herzen ihrer Bewohner. Der immer größer werdende Erfolg der Temps de Flors verdankt sich unter anderem dem menschlichen Hang zum Wettstreit, der sich – wie nicht anders zu erwarten – in Girona von seiner eleganteren Seite zeigt. Die Blumenausstellung der Temps de Flors ist als Wettbewerb organisiert, der in ein Profi- und ein Hobbylevel unterteilt ist. Und so kommt es, dass heute auch die Innenhöfe von Wohnhäusern und architektonisch interessanten Gebäuden mit Blumen geschmückt werden, die normalerweise der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.
Zwischendurch fängt es wieder an zu regnen und wir nehmen Zuflucht in der Basilika. Für eine Stunde sitzen wir auf den harten Bänken. Matthias und Hanno schlafen und Andrea wacht über die Rucksäcke. Wir haben viel gesehen von dieser bezaubernden Stadt. Treppen rauf und Treppen runter, es hat Spaß gemacht.
Der elegante und pünktliche TGV bringt uns abends sehr leise nach Barcelona zurück. Nachdem wir durch gefühlt Hunderte von unterirdischen Tunneln im riesigen Bahnhof von Barcelona gewandert sind, erreichen wir endlich unsere Metro, die uns in die Nähe unseres Hotels bringt. Wir befinden uns mitten Feierabendtrubel und die U-Bahn ist ganz schön voll. Und nun kommt das für unmöglich Geglaubte: Ein junges Mädchen bietet Hanno seinen Sitzplatz an. Als er merkt, dass wir ihn anstarren, bekommt er doch schon einen leicht roten Kopf. Andrea bekommt dafür einen Lachanfall und Matthias muss vor sich hin schmunzeln. Und tatsächlich setzt sich unser lieber bester Freund auf den Sitz. So haben sich die Zeiten bei uns geändert. Wahrscheinlich wird ab dem heutigen Zeitpunkt Hanno in jedem Bus, Zug oder in jeder U-Bahn ein Platz angeboten. Das liegt sicherlich nur an seinen etwas angegrauten Haaren.......
Wir haben noch eine Stunde Zeit, dann gibt's im schönen Hotelrestaurant ein ebenso schönes Dinner. Wir sind uns sicher, dass auch dieser Abend und dieser Tag nicht zu Ende gehen wird ohne dass wir in unserer Lieblingskneipe 400 m weiter die Straße runter noch einen Absacker in Form eines wiederum großen spanischen Brandys einnehmen werden. Unsere große Hoffnung: Vielleicht regnet es morgen mal nicht.
Ein schöner sonniger Morgen. Wir starten zu Fuss, um das sehr alte romantische Stadtviertel „Barri Gotic“ anzuschauen und zu fotografieren. Dort angekommen gehts einige Zeit später in Richtung der Kathedrale, die natürlich Eintrittsgeld verlangt - typisch katholische Kirche. Wir gehen nicht rein, setzen uns aber an den Rand des großen Platzes vor der Kathedrale auf eine Bank. Andrea`s Kamera hängt am Gurt sehr eng zwischen Hanno und ihr. Einem Gurt, der mit einem Stahlseil durchzogen ist, damit er nicht so leicht durchschnitten werden kann. Da kommt ein Typ mit einem Handy und erzählt uns irgendwas von einer Karte und zeigt ständig auf sein Smartphone. Unsere Blicke und Aufmerksamkeit richten sich auf den Typen. Den schicken wir nach 5 bis 10 Sekunden mit etwas aufgebrachten Worten weg.
Wenig später bemerkt Andrea, das ihre edle Sony A1-Kamera fehlt. Abgeschraubt vom Gurt. Als ob das so einfach wäre! Und Andrea plus Hanno haben nichts gemerkt. Unfassbar, so ein Scheiss! 10.000 € einfach weg. Versichert war sie nicht. Und dann kamen die Tränen. Gestern hat Andrea noch gesagt, aufpassen! Und jetzt? Eine Minute nicht aufgepasst. Weg ist sie samt Objektiv und Speicherkarten. Der Schmerz und die Trauer sitzen tief. So etwas verzeiht man sich einfach nicht. Schon garnicht nach ein paar Minuten. Sie waren unglaublich schnell und geschickt. Und wir wussten von der Stadt der Taschendiebe!
Wir besuchen trotz aller Dinge noch einen anderen Stadtteil und dort „Tutanchamun, das immersive Erlebnis“. Sie ist die meistbesuchte Ausstellung des Jahres in Spanien. Nach bis dato mehr als 500.000 Besuchern ist sie nach Barcelona gekommen, damit wir 3.400 Jahre zurückreisen und das alte Ägypten entdecken können. Wir werden die Tempel, Schätze und Gräber besichtigen und die Geheimnisse der faszinierendsten Zivilisation der Geschichte entdecken.
Die immersiven Räume des IDEAL Centre d'Arts Digitals lassen uns Drei in die Welt von Tutanchamun eintauchen, wie wir es uns nie hätten vorstellen können. Unser Führer ist das so genannte Pharaonenkind, das uns auf einer Fläche von über 2000 m² in die Geschichte einer absolut magischen Zivilisation einführt, die uns mit der unendlichen Anzahl von Rätseln fesselt, die die Wüsten bedecken und sich im Wasser des Nils auflösen. Wir feiern den 100. Jahrestag der größten archäologischen Entdeckung aller Zeiten, indem wir das Grab von Tutanchamun betreten. Das Grab ist ein archäologisches Wunderwerk, das die Größe des alten Ägyptens offenbart. Das 1922 von Howard Carter entdeckte Grab ist eine Fundgrube von Artefakten und Grabbeigaben, die einen faszinierenden Einblick in das Leben und den Glauben der damaligen Zeit geben. Die komplizierten Wandmalereien und der Detailreichtum der Gegenstände zeugen von Tutanchamuns künstlerischem Geschick und seiner Bedeutung als Pharao. Trotz seiner bescheidenen Größe im Vergleich zu anderen Königsgräbern versetzt seine Entdeckung Liebhaber von Geschichte und Archäologie immer wieder in Erstaunen.
Wir bekommen Virtual-Reality-Brillen aufgesetzt. Sie entführen uns in virtuelle Welten. Unseren eigenen Körper und unsere Umgebung sehen wir ab sofort nicht mehr. Vor Matthias läuft ein Mann mit dem Gesicht des Pharaonen-Entdeckers und der Nummer 43 auf seinem Bauch (das ist Andrea) und hinter mir ein anderer Mann mit der Nummer 12 (das ist Hanno). Wir befinden uns in einer dunklen Höhle, man sieht eigentlich gar nichts mehr. Nummer 43 sagt mir leise, ich solle mit der rechten Hand eine brennende Petroleumlampe in der Hand halten. Ich bewege meine Hand ein wenig nach unten und siehe da, ich halte eine solche Lampe in der Hand. Die wiederum lässt alle Gegenstände um mich herum in warmen Licht erscheinen. Unfassbar. Alles ist irreal und doch real. Es wird plötzlich alles ganz hell, Wir treten auf einen riesigen Felsen heraus. Es geht steil bergab. Wir sehen einen Abgrund und über uns den Sternenhimmel. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht ins schwanken geraten. Der Hammer!
Im zweiten Raum ist alles dunkel um uns herum. Man kann sich tatsächlich um 360° drehen. Plötzlich kommt Licht herein. Wir bemerken, dass wir uns in einem Sarg befinden, der sich langsam öffnet und dann erleben wir, wie der Pharao zu Gott wird im damaligen Fantasie-Leben der Ägypter. Sowas haben wir überhaupt noch nicht erlebt in unserem wahren Leben und wir sind total geflasht, als wir wieder ans Tageslicht kommen.
Ziemlich müde sind wir heute etwas später als sonst aufgestanden und haben gefrühstückt. Draußen regnet es wieder einmal, aber heute Nachmittag soll es ganz viel Sonne und blauen Himmel geben. Die Enttäuschung darüber, was gestern passiert ist, ist noch immer da und die Trauer sitzt tief. Da nützt auch der Geburtstag von Matthias nichts. Wir strengen uns aber gemeinsam an, diesen Tag doch ein wenig zu genießen.
Erstes Ziel ist die Casa Battlo, ein weiteres architektonisches Meisterwerk von Antoni Gaudi in Barcelona. Sie gehört zum Welterbe der UNESCO. Die Casa ist ein Symbol Barcelonas und ein Muss für alle, die das Werk Gaudís und den Modernisme in seiner höchsten Ausdrucksform kennen lernen möchten. Das Haus ist mit jährlich 1 Million Besuchern eine der beliebtesten kulturellen Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Der erste Besitzer der Casa war Josep Batlló. Er gewährte Antoni Gaudi totale künstlerische Freiheit, als er ihm Arbeiten auftrug, die an und für sich darin bestanden, das Gebäude erst abzureißen. Dank der Kühnheit Gaudís wurde das Haus jedoch nicht abgerissen, sondern 1906 einer umfassenden Renovierung unterzogen. Der Architekt hat die Fassade komplett umgebaut, die Zwischenwände neu verteilt, den Innenhof vergrößert und auch das Innere des Gebäudes in ein wahres Kunstwerk verwandelt. Abgesehen von seinem künstlerischen Wert weist der Bau eine hohe Funktionalität auf, die eher in unsere Zeit passt als in die damalige.
Eine verblüffende Fassade. Die Casa Batlló ist eine Apologie des Glücks, ein vom Meer inspiriertes Gemälde, eine Traumwelt, die an die Natur erinnert und die Fantasie weckt. Die Fassade bildet den Eingang zu diesem Universum der Symbole, und der innere Dialog mit Licht und Farben weckt beim Betrachter Gefühle. Ihre spektakuläre Schönheit lässt niemanden kalt, und so bleiben zu jeder Tageszeit Leute stehen, um sie anzuschauen. Freiheit und Kühnheit. Gaudi versah das Gebäude mit einer einzigartigen Fassade voller Schöpfungskraft und arbeitete als glücklicher, freier Künstler. Er schuf eine üppige, vom Meer inspirierte Fassade, fügte ungeordnete Skulpturen, Recycling-Material und aus dem Zusammenhang gerissene Objekte hinzu, die er in Kunst verwandelte. Auffällig ist der Effekt der gewellten Oberfläche, die aus Stein, Glas und Keramik besteht. Glanz und Lichtreflexe hauchen der Fassade im ersten Morgenlicht Leben ein: Sie scheint sich harmonisch und gleichmäßig zu bewegen, als wäre sie ein lebendiger Teil der urbanen Landschaft. Licht und Farben verbinden sich und laden die Betrachter auf eine Reise übers Meer ein, eine Reise der Schönheit und der Freude. Ein tolles Ding dort inmitten der Stadt!
Nachdem wir uns architektonisch und künstlerisch wieder einmal weitergebildet haben, steigen wir in die Metro ein und besuchen in einem anderen Stadtteil eine Art Streetfood-Musikfest. Wir genießen mexikanische Tacos mit Belag obendrauf und an diesem schönen Platz die Ruhe und die Musik um uns herum. Am Nachmittag beschließen wir, nochmals den Stadtpark aufzusuchen. Dort gibt es einen schönen großen Platz an einem See gelegen mit einem riesigen Denkmal mit goldenen Pferden und Reitern obendrauf. Wir nehmen auf einer schattigen Parkbank Platz und beobachten die Menschen um uns herum. Ein wunderschöne Atmosphäre. Abends haben wir dann noch als letzte Ereignisse dieser Tour ein schönes Dinner vor uns und danach eine Flamenco Show.
Am nächsten Tag geht es dann mit dem Flieger zurück nach Deutschland. Ohne die A1 von Sony.
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