DIE INSELN DER FISCHZUNGEN - ODER: KOPFLOS AUF DEN LOFOTEN - 2019 - Teil 3

| 12.04.2019 | | Norway
DIE INSELN DER FISCHZUNGEN - ODER: KOPFLOS AUF DEN LOFOTEN - 2019 - Teil 3

DORSCH, KABELJAU & SKREI ODER WAS?

 

An so einem Ort hängt man gerne herum. So könnte man die fast überall auf den Lofoten anzutreffende Szenerie auch bezeichnen. Es riecht (ob dieses Wort es zutreffend beschreibt, weiß man manchmal nicht genau ....) hier nämlich ganz stark nach Fisch. Und wie! Auf langen, treppenartigen Gestellen aus Holzpfählen hängen unzählige Dorsche und werden so zum Stockfisch. Im Duo, an den Schwänzen vertäut, baumeln sie kopfüber zum Trocken in der kalten Märzluft. Kopfüber? Nicht wirklich. Ihre Köpfe haben sie gleich nach dem Fang in einer Fischfabrik verloren. Unwillkürlich fragt man sich, was wohl aus den vielen Köpfen der bis zu eineinhalb Meter langen und bis zu 40 kg schweren Fischen geworden ist. Ganz oft finden wir die Antwort gleich in der Nähe. Dort hängen Tausende von Fischköpfen ebenfalls an solchen Holzgestellen zum Trocknen. Wenn sie dann endlich ganz durchgetrocknet sind und nicht allzu muffeln, kommen die Köpfe in große Container nach Westafrika, wo sie die proteinreiche Hauptrolle in der Fischsuppe spielen, welche die Nigerianer sehr lieben. Bei dieser Art der kulinarischen Verarbeitung fällt den Afrikanern zum Glück nicht auf, dass ihnen ein wesentlicher Teil des Fischkopfes vorenthalten bleibt: die Zunge. Dieser ein bis drei Zentimeter lange Muskel wird den Fischen zuvor herausgeschnitten. Nach alter Sitte steht es den Kindern zu, die begehrten Fischzungen herauszuschneiden. Schon ihre Väter und Großväter haben sich auf diese Art etwas dazuverdient. Es ist eine uralte Tradition, dass die Kinder auf den Lofoten durch das Zungenschneiden ihr Taschengeld aufbessern - und zugleich früh Zugang zur Fischerei, der Haupteinnahmequelle des Inselreichs, finden.

Bevor allerdings der Dorsch (oder Kabeljau) Leben, Kopf und Zunge verliert, hat er eine lange Reise hinter sich. Deshalb trägt er in Norwegen den Namen „Skrei“, was von „schreiten“ (nicht etwa von schreien!) kommt und so viel wie „Wanderer“ heißt. Der Skrei verbringt die ersten Jahre seines Lebens nördlich von Norwegen im arktischen Eismeer der Barentssee. Wenn er nach sechs Jahren geschlechtsreif wird, schwimmt er mehr als unglaubliche 800 km zurück zu seinem Geburtsort, den Lofoten, um zu laichen. Die regelmäßigen Wanderungen des arktischen Kabeljaus verhelfen den Fischern seit dem Mittelalter zu Geld und Ansehen.

Fast alle Menschen, die in den ersten Monaten eines Jahres auf die Inseln kommen, lockt der "Torsk" - der Kabeljau. Es beginnt sich deshalb in den verschlafenen Häfen wie in Henningsvaer neues Leben zu regen. Täglich tuckern die Kutter der Nordlandfischer ein, gerüstet mit langen Leinen oder Netzen für den Fang des begehrten Fisches. Überall sind Boote vertäut. Bis weit in die Nacht herrscht reges Treiben, denn mancher fährt erst spät hinaus, um die Netze zu setzen.

Nur 5 % des Fangs werden nicht zu Stock- oder Klippfisch (in spanisch sprechenden Ländern heißt er Bacalao) verarbeitet - eine uralte Handelsware, die seit über 1.000 Jahren das Einkommen sichert. Beim traditionellen "Mölje" lassen sich die Lofotinger und ihre Gäste pochierten Kabeljau, der mit Zunge, Rogen und Lebersoße serviert wird, mit Rotwein schmecken. Das muss man allerdings mögen, unser Ding ist der Stockfisch nicht. Auch diese Zubereitungsvariante definitiv nicht.
 

 

REISETIPPS

Nr.1: Besser ein "Rorbur" - eine meist kleine, rote Ferienhütte (früher waren das mal echte Fischerhütten) - mieten als ins Hotel gehen. Oder ein "Cozy Beach Guesthouse" bei der deutschen Fotografin und Chefin des Click Cafe Lofoten Ann Lisbeth Eriksen in Ramberg (https://www.facebook.com/clickcafelofoten/) buchen (AirnB).  Die Vorteile: Alles unter eigener Regie (z.B. Selbstversorgung), keine Abhängigkeiten, höhere Flexibilität, romantischer, keine asiatischen Hoteltouristen u.v.m., aber in der Regel nicht viel preisgünstiger.

Nr. 2: Das Lysstoperi & Cafe in Henningsvær. Leckere Zimtschnecken und noch vieles mehr. Von außen sieht der Laden ein bisschen nach Plattenbau aus, aber von innen ist er sehr gemütlich. Hier treffen sich nicht nur Touristen. Es gibt sehr guten Kaffee, tollen Kuchen und deftige Brote und außerdem viel Schnickschnack. Denn mit direktem Durchgang zum Cafe gibt es eine Art Mini-Kerzenfabrik. Die Atmosphäre ist total schön, hier kann man ewig sitzen und klönen (https://www.facebook.com/henningsvarlys/).

Nr. 3: Das Anitas Seafood Restaurant in Sakrisoy (https://www.facebook.com/anitasseafood/). Klein, aber sehr gemütlich, gut gelegen, geräucherter Lachs, frisch belegte Brötchen, selbstgemachte Fischsuppe und frischer Schokokuchen (völlig kalorienarm).

Nr. 4: Wer es liebt, kann gerne einen oder zwei Extra-Tag/e in Tromso verbringen. Das gibt es dort zu erleben: Zwei riesige Kreisverkehre im Tunnel, ein netter Hafen mit Kreuzfahrtschiffen, eine sehenswerte Fjordbrücke, einige nette Pubs und Fischrestaurants (aber sehr teuer!), eine freundliche Shoppingmeile mit alten Häusern, eine Berg-Aussichtsplattform erreichbar mit der Fjellheisen-Seilbahn, einen prima Ausgangspunkt für eigene (oder gekaufte) Polarlichtfotografie-Fahrten und einer Autotour in westlicher Richtung auf die Halbinsel Sommaroy mit dem Endpunkt/-ort namens Hillesoy mit 1.000 Fotomotiven, Spiegelungen und Fjordbuchten. Übernachten kann man (wenn auch nicht für lau) mit Hafenblick im Scandic Ishavshotel (https://www.scandichotels.no/hotell/norge/tromso/scandic-ishavshotel). Essen sollte man gemütlich und lange in den finanziell (noch) erschwinglichen Pasta Fabrikken (http://www.pastafabrikken.no/).

Nr. 5: Zum Schluss: Tankstellen gibt es - trotz anders lautender Meldungen - auf den Lofoten unserer Meinung nach ausreichend; trotzdem aber immer den aktuellen Tankfüllstand beobachten. Supermärkte sind auch vorhanden.

Nr. 6: Wir hatten 12 Tage im Scandic-Hotel in Leknes übernachtet. Wir würden dieses Mittelklassehotel nicht unbedingt weiterempfehlen trotz überwiegend positiver Gastreferenzen. Es gab schon das Eine oder Andere, was uns nicht gefiel für den gezahlten Preis.

Auf jeden Fall war dies nicht der letzte Besuch auf den Wunder-Inseln. Wir werden sie noch einmal im Spätsommer/Herbst besuchen.
 

 

"LOFOTEN IM MÄRZ - EINE WINTERWUNDERLANDSCHAFT IN NORWEGEN"

Und als Sahnehäubchen auf den Lofoten-Reiseblog noch ein wunderschönes Video zum Anschauen, Geniessen und Zuhören.
 


Ich freue mich über deinen Kommentar!

Konversation wird geladen