EIN HAUPTSTÄDTISCHER WOCHENAUSFLUG IN CORONAZEITEN - PARIS IM SEPTEMBER 2021

| 04.12.2021 | | France
EIN HAUPTSTÄDTISCHER WOCHENAUSFLUG IN CORONAZEITEN - PARIS IM SEPTEMBER 2021

Schon einmal verschoben im letzten Jahr wegen Corona, aber nun hat es endlich geklappt: Unsere Fotostädtereise in die Hauptstadt Frankreichs. Sechs Netto-Tage in Paris gemeinsam mit Hanno, unserem Freund, der anlässlich dessen gleich seine brandneue, superklein-handliche und rattenscharfe Sony RX 100 VII ausprobieren konnte. Acht Reisetage voll Sonne, Wolken und blauem Himmel. Was hatten wir ein Glück in der Stadt der Liebe. Genächtigt haben wir im Motel One Paris Porte-Dorée, einem angenehmen Hotel am Rande des "inneren Circles" der Stadt mit bester Metro-Anbindung in alle Richtungen. Preiswert, sauber, freundlich, mit Tiefgarage. Alles bestens.

DIE METRO

Ja, ja, die altehrwürdige Metro. Wenn es die hier nicht gäbe!!! Von Montag bis Sonntag hatten wir uns ein Wochenticket gegönnt und sind bestimmt einige Hunderte von Kilometern kreuz und quer unter- und oberhalb der Riesenstadt gerauscht. Plus den Ausflug nach Versailles. Jede Metrostation hell gestrichen und blitzesauber. Unglaublich, aber wahr. Wenn man diesen Umstand einmal mit New York oder Berlin und deren stets dreckigen und Wände vollgeschmierten U-Bahnhöfe vergleicht...! Trotz der sehr zahlreichen Metro-Linien, Eingänge und unterirdischen Zugänge und Treppen genial und bestens verstehbar ausgeschildert. Echt für Jeden - auch ohne Französischkenntnisse - zu kapieren.

Und dann der Fahrt-Rhythmus. Alle 3 bis 10 Minuten eine weitere Bahn. Jeder trägt eine Gesichtsmaske. Ohne Ausnahme. Und dann manchmal sehr individuell gestaltet: zum Beispiel in der Metro-Station Opera. Dort sind die oberen Ränder der gefliesten Wände mit kleinen schwarzen Figuren und Szenen geschmückt. Total süss. Und alle haben dort etwas mit Musik zu tun. Nicht alle Metrostationen in Paris sind weiß gekachelt – manche heben sich durch eine besondere Gestaltung hervor und die außergewöhnlichste ist vermutlich die Station "Arts et Métiers": Auf den Bahnsteigen der Metro-Linie 11 hat man den Eindruck, in die Nautilus aus Jules Vernes Romanen zu steigen. Denn die Station ist komplett mit Kupferplatten ausgekleidet und an den Seiten befindet sich eine Reihe „Bullaugen“, die kleine Szenen aus Technik und Wissenschaft zeigen. An der Decke hängt eine Maschinerie mit mehreren Rädern, die an das Wissenschafts- und Technik-Museum Arts et Métiers, welches unweit dieser Metrostation liegt, erinnert.

100 KM GELAUFEN IN 6 TAGEN

Trotz über 30 Grad Hitze haben wir uns nicht davon abhalten lassen, richtig viele Kilometer zu schrubben: 6 x 16,6 km pro Tag im Schnitt. Für uns nicht mehr so ganz junge Menschen ein sehr gutes Ergebnis, nicht wahr?! Und das, obwohl wir die Pariser Metro wirklich überall und oft genutzt haben. Aber das haben Fotografen wohl so an sich. Natürlich gab es jede Menge kleine Verschnaufpausen in den allgegenwärtigen, romantischen Strassencafes oder Bistros. Wir lieben dieses Draussensitzen auf Stühlen in Richtung Fussgänger, Geschäfte und Verkehr. So kann man bei einem leckeren Kaffee, Cidre oder Bierchen alles gut beobachten und ablästern. Alles in allem haben wir uns die Füsse platt gelaufen und waren dann am Spätnachmittag rechtschaffen erledigt. Gut getan hat es trotzdem.

ENGLISCH IST KEIN PROBLEM MEHR

Die Franzosen und ihre Liebe zu den Engländern und der englischen Sprache. Es ist eigentlich kaum zu glauben, aber die französischen Nachbarn haben sich überwunden: Sie sprechen vermehrt nun auch die bekannte Weltsprache namens Englisch. Es ist eine Wohltat für uns Beide, wo wir doch bis auf zwei ganze Sätze der französischen Sprache überhaupt nicht mächtig sind. Und so in der Hauptstadt nun auch mit den Franzosen richtig kommunizieren können. Was wohl diesen Umschwung verursacht hat? Die Erkenntnis, dass man sich nach den französisch-britischen Auseinandersetzungen der vergangenen Jahrhunderte doch in die richtige Richtung verändern und den eigenen Nationalgedanken ein Stückchen nach hinten drängen kann?! Irgendetwas muss es gewesen sein. Wir denken jedenfalls nicht länger über diese Tatsache nach und freuen uns nur noch über das gesamt-internationale Ergebnis.


GEHEIMTIPPS

DAS SINKENDE HAUS

Viele kennen es nicht, aber es gibt es wirklich. Ein sinkendes Haus in Paris. Nun, wenn du schon mal in Paris im Quartier Montmartre warst, kann es sein, dass du am Haus vorbeigelaufen bist, ohne zu realisieren, dass es sinkt. Der Grund ist einfach: Es handelt sich hierbei um eine optische Täuschung. In der Nähe des Hauses gibt es ein “Rasengefälle”. Wenn du die Kamera ein wenig drehst, so dass die Rasenfläche perfekt horizontal ausgerichtet ist, beginnt das Gebäude im Hintergrund zu sinken. Noch besser, wenn die Leute es wagen, über den Zaun zu klettern und den Hügel hinaufzugehen.

BUTTE AUX CAILLES

Das 13. Arrondissement von Paris lassen Touristen oft links liegen. Es stimmt zwar, dass dort hauptsächlich hässliche Hochhäuser stehen, doch dazwischen liegt eine Perle: Das Viertel Butte aux Cailles. Kopfsteingepflasterte Straßen, gemütliche Bars und Street-Art an allen Ecken versprechen einen interessanten Abend – und interessante Fotos.

ATELIER DES LUMIÈRES

Eine ehemalige Eisengießerei wurde in ein riesiges, digitales Kunstwerk verwandelt. Berühmte Bilder erwachen zum Leben und wandern über die Wände, Böden, Säulen und Besucher. Zu Musik verwandelt sich die Halle mit dem Industriecharme in eine Zauberwelt. Wir haben dort die "Ausstellung" über Dali gesehen traumhaft kombiniert von Pink Floyd. Ein Hammer! Das Atelier des Lumières liegt im Osten der Stadt, gar nicht weit weg vom Friedhof Père Lachaise.

PARC DE LA VILLETTE

Der Parc de la Villette ist der größte Park und die zweitgrößte Grünfläche von Paris. Er liegt im 19. Arrondissement und wird vom Canal de l’Ourcq durchquert. Die von Architekt Bernard Tschumi entworfene, 35 ha große Anlage wurde 1983 eröffnet. Sie ist echt eine Wonne an (Innen)Architektur und Kunst. Es macht riesigen Spaß, diesen Park zu erkunden mit seinen tollen Gebäuden und Skulpturen. Ein wahres Paradies an Fotomotiven. Der Park ist zu jeder Tages- und Nachtzeit öffentlich zugänglich. Tolle Schattenformationen von den Gebäuden und schöne Effekte in der Spiegelung des La Géode, der riesengroßen Spiegelkugel, die übrigens ein 3D-IMAX-Kino beherbergt. Unbedingt besuchen sollte man hier das "Cité des sciences et de l’industrie", das größte populärwissenschaftliche, 300 Meter lange Museum Europas. Viel Spass dabei und Zeit mitbringen!

CORONA-CHECK SEHR KONSEQUENT

Welch ein Unterschied! Zumindest gilt das, was jetzt kommt, für Mitte September 2021. In punkto Corona-Check bei Restaurants, Bistros etc. hat uns die Hauptstadt positiv überrascht. Denn bei so gut wie allen Locations wurde streng nachgefragt. Egal, ob mit französischer oder europäischen Covid-App. Noch bevor man sich überhaupt hinsetzen konnte. Das hatten wir so in unserem Ländle nicht in Erinnerung. Also Hut ab, Ihr Franzosen! Ihr seid ein gutes Vorbild für Deutschland.

SAUBERES PARIS

Die Hauptstadt von Frankreich. Olympiastadt 2024. Mit immerhin mehr als 2 Millionen Einwohnern und über 17 Millionen Touristen pro Jahr. Man sollte meinen, da gibt es jede Menge Abfall. So ähnlich wie an manchen Tagen in New York. Aber falsch geglaubt! Nichts davon findet man in und auf den Strassen, Gassen und Parks der großen Stadt. Es ist blitzesauber. Unglaublich, aber wahr. Ein Lob den Einwohnern und der Müllabfuhr dort. Wie in Presse und Medien noch im April 2021 während des Corona-Lockdowns heftigs beschrieben "Sperrmüll auf Straßen, überquellende Mülltonnen, eine Müllkippe unter freiem Himmel. Es tobt eine Debatte über die unaufgeräumte Millionenmetropole Paris." Aber die Stadt kämpft gegen ihr Schmuddel-Image. Ihr blieb nichts anderes übrig, als viel, viel mehr gegen den Müll zu tun. Die Kommune hat ihr Budget für Sauberkeit und Stadtreinigung auf eine Milliarde Euro pro Jahr verdoppelt. Es gibt u.a. nun bereits Abertausende Müllbehälter im öffentlichen Raum. Sie sind sogar rattensicher und unzugänglich für die störenden Nager. Und den Erfolg sieht man bereits nach einem halben Jahr. Zumindest wir meinen das.

DER EIFFELTURM

Wir wollten natürlich auch wieder zu ihm. Zum berühmtesten Turm Frankreichs. Mal unten durch seine stählernen Füße laufen. Ihn fotografisch toll in Szene setzen, war unser Ziel. Von weiter weg und von ganz nah. Zum Beispiel von der Aussichtsplattform Trocadero und den Treppen davor: Leider nicht. Sie ist eine riesige Baustelle mit sichtverhinderndem Holzzaun. Direkt vor dem Turm stehen und dahinter nach oben schauen. Aber daraus wurde nichts. Denn: Der Eiffelturm ist derzeit eine riesige Baustelle. Und unten drunter ohne Ticket auch nicht mehr begehbar. Wir haben ihn stattdessen auf der wunderschönen, 237 m langen Bir-Hakeim Brücke fotografiert. Sie hat genau die richtige Entfernung zum Eiffelturm, so dass dieser perfekt in seiner vollen Größe aufs Bild passt. Die nächtliche Illumination eines sogenannten Lichtkünstlers ist leider auch nichts Besonderes!

PREISE UNVERÄNDERT ÜPPIG

Es war eigentlich noch nie anders in Paris. Was man so hinblättern muss für eine Pizza, eine Flasche Wein oder ein Glas frisch gezapftes Bier, ist nicht gerade kostengünstig. Von einem - in französischen Restaurants ja so oft angebotenen - Menü ganz zu schweigen. Schnell ist man zu Dritt nach dem abendlichen Dinner inkl. Getränken 100 bis 150 Euro los.. Und ohne ein First-Class-Essen eingenommen zu haben. Eine rühmliche Ausnahme machte da unser Motel One am Rande der Innenstadt. 125 Euro für ein Doppelzimmer mit Frühstück, Tiefgarage und mit bester Metro-Anbindung in Paris ist akzeptabel, oder?! Das Motel One Paris-Porte Doree ist eine Empfehlung wert. Ach ja, es gibt noch eine zweite Ausnahme: Die Metro-Wochenkarte "PASS NAVIGO DECOUVERTE" für 32,80 Euro (Montag bis Sonntag). Der Pass gilt für die Zonen 1-5. Er kann also für alle Flughafentransfers  (Charles de Gaulle oder Orly) mit öffentlichen Verkehrsmitteln verwendet werden. Außerdem kann man zu allen Sehenswürdigkeiten außerhalb von Paris fahren (Versailles, Disneyland usw.). Ihn bekommt man an allen U-Bahn-Schaltern (auch an der RER-Station am Flughafen) gegen Vorlage eines Passbilds, das auf den Pass angebracht wird.

Auf jeden Fall war es wieder einmal ein Erlebnis, in der Stadt der Liebe ein paar schöne Tage und Abende verbringen zu dürfen. Trotz der Coronazeiten. Man entdeckt doch immer etwas Neues, was man bislang noch nicht kannte. Und es ist einfach immer wieder ein Genuss, in einem der tausenden kleinen oder großen Strassencafes zu sitzen mit Blick auf die Fussgänger und den Verkehr. Schauen, beobachten, genießen, ablästern. Was gibts noch Besseres??!!


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