DAS LAND DER EXTREME - BOLIVIEN 2018 - Teil 1: Auf der Suche nach Tukanen und Morphos

| 20.07.2019 | | Bolivia
DAS LAND DER EXTREME - BOLIVIEN 2018 - Teil 1: Auf der Suche nach Tukanen und Morphos

Mal vorab

Heute möchten wir unseren Blog ausnahmsweise mit ein paar stichwortartigen Infos über das doch noch sehr unbekannte Land Bolivien beginnen, so quasi zum Anwärmen:

#   Es ist dreimal so groß wie Deutschland und liegt in der Mitte von Südamerika. Es hat keinen Zugang zum Meer.

#   Es gibt das Hochland - das Altiplano - mit riesigen Gebirgsketten - die Kordillieren -, das etwa 10 % der Gesamtfläche des Landes ausmacht,  die Täler (25 %) und das Tiefland (65 %)

#   Antreffen wird man alle möglichen Klimatypen vom tropischen Urwald bis hin zum eisigen Hochgebirgsklima

#   Bolivien ist eines der artenreichsten Länder der Welt

#   Es leben hier 36 verschiedene Volksgruppen (u.a. die Aymara, Quechua, Guarani)

#   Kokablätter sind frei käuflich (z.B. in Teebeuteln mit Namen Mate de Coca)

#   Der aktuelle Präsident ist ehemaliger Kokabauer

#   Korruption ist an der Tagesordnung

#   Sehr viele Häuser und Hotels besitzen keine Heizung; man braucht stattdessen 4fach-

#   Bettdecken in den Zimmern

#   Badezimmerspiegel hängen auf einer Höhe von max. 1,50 m

#   Wunderschön anzusehen ist der Jacaranda, der Lilablütenbaum

#   Unglaublich sind die teilweise bis zu 20 m hohen Mangobäume mit Hunderten von Früchten

#   Das Essen in Bolivien ist nicht so recht abwechslungsreich und überhaupt nicht gewürzt

#   Aber trotzdem nicht zu vergessen auf den Wochenmärkten die monsterhaft-großen Papayas

#  Und lecker ohne Ende: Tarta de Limon (Zitronenkäsekuchen mit Baisertopping), Sopa de Maní, Dulce de Leche (eine Art bolivianisches Nutella), Acerolasaft, Cuñape (wundersame Teigkugeln aus Yucamehl mit Käse), Llajua (eine besonders scharfe Chilisorte als Sauce) und frischen Tamarinden- und Tumbosaft.   

Quer durch das Land - Der Osten

„Willkommen im Boliland,“ sagt Christian, unser Freund und Eigentümer von Andesuma, einer kleinen, aber feinen Incoming-Travel Agency mit Sitz in La Paz, als er uns im schwülheißen Santa Cruz de la Sierra, dem Zentrum der Landwirtschaft in Bolivien, am Flughafen abholt. Er ist zusammen mit seinem Bruder vor 13 Jahren vom Kaiserslauterer Betzenberg nach Bolivien ausgewandert und betreibt seitdem erfolgreich sein Unternehmen, das sich auf Reisen in Bolivien, Peru und Kolumbien spezialisiert hat. Er hat die gesamte Fototour für uns zusammengestellt, geplant und organisiert. Ein perfekter, hilfsbereiter, sehr sympathischer Reisemanager und -begleiter. Ihn bei einer solchen anspruchsvollen Tour an seiner Seite zu haben, ist ein großes Glück und einfach genial. Und wenn man ihm einen besonders großen Gefallen tun möchte, lädt man ihn zu extrem schmackhaften Zitronenkäsetörtchen mit Baisertopping,  Maracuja-Tiramisu und Birnentorte ein.

Wir fahren mit dem hier allgegenwärtigen Foton (das ist ein chinesisches Auto) fast 400 km östlich nach José de Chiquitos, einem Ort nur noch wenige Hundert Kilometer von der brasilianischen Grenze entfernt. Am La Torre de Chochis, einem riesigen Felsmonolithen kommt aber zunächst unsere neue Drohne, eine Mavic Pro 2 von DJI zu ihrem ersten internationalen Einsatz. Und am Nachmittag dann auf dem Mirador, einem Felsplateau vor einer unfassbar großen und grünen Baumebene namens Valle de Tucabaca vor, zwischen und über spitzen, rauhen und moosbewachsenen Felsnadeln, die ganz oben am Rand stehen, gleich noch einmal. Andrea hat trotz starken Windes die Drohne über den Abhang, die Felsnadeln und die Felsen fliegen lassen. Nach einem schweißtreibenden Abstieg über Stock und Stein ist das Erste, was wir tun im Hotel, ein eiskaltes bolivianisches Bier zu trinken. Es ist um 20.00 Uhr immer noch sehr warm und schwül draußen. Was ein Glück hat unser Zimmer im Hotel eine Klimaanlage.

Ausgeschlafen haben wir nicht, aber nach einem leckeren Frühstück kommen wir noch weiter im Osten in einem kleinen Ort namens Santiago de Chiquitos an. Es ist das freundlichste Dorf der Welt. Hier begrüßen uns wirklich alle Menschen, die uns begegnen, von sich aus, mit einem Lächeln und offenen Blickes - egal, ob sehr jung oder alt. Wir begeben uns auf die Suche nach buntfarbigen Aras, gelborangeschnabeligen Tukane und leuchtendblauflügeligen Morphos. Das sind, wer es nicht weiß, sehr große Schmetterlinge, die offensichtlich nur mit viel Glück anzutreffen sind. Leider wollen alle diese Lebewesen nicht so wie wir. Nur ein Ara-Pärchen segelt dreimal seelenruhig über Andrea‘s Kopf samt erhobener Kamera hinweg und entschließt sich dann, woanders Platz zu nehmen auf einem Baum. Mehr ging nicht an diesem Vormittag. Die Papageien hatten wohl eine Betriebsversammlung im Süden von Bolivien.

Wir brechen nach fünf Stunden die Suche erfolglos ab. Christian ist enttäuscht, da er uns keine morphologischen Lebewesen und lediglich Tarnkappen-(unsichtbare) Tukane präsentieren kann. Dafür sehen wir nach zwei Stunden Wanderung an einem heißen Tag den Arco Grande, einen eindrucksvollen, natürlichen Felsbogen auf einer Hochebene. Einen Tag später kehren wir tiermäßig unverrichteter Dinge wieder zurück nach José de Chiquitos. Bei einem Bummel über die hiesige Plaza sehen wir sie dann durch Zufall. Zwei Tukane hoch auf den kahlen Ästen eines Baumes sitzen. Der eine dreht dem anderen den Rücken zu und Andrea macht ein geniales Foto von den Beiden. In José de Chiquitos gibt es eine wunderschöne ehemalige Jesuitenmission, deren Außenwände im Abendlicht für ein paar Minuten leuchtend orange glühen.

Die Mitte

Mit dem Flieger geht es von Santa Cruz nach Sucre, der weißen Hauptstadt von Bolivien mit 500.000 Einwohnern. Wir landen auf 3.000 m Höhe und sehen dann eine hübsche Kolonialstadt mit Universität und einer sehr belebten "Plaza 25 de Mayo“ als Mittelpunkt. Nur noch 15 bis 20 Grad C. Sehr viele junge Leute. Abends kunstvoller Breakdance. Wir essen edle warme Salteñas, mit Fleisch oder Huhn gefüllte Teigtaschen, die von Bolivianerinnen aus Salta in Argentinien erfunden und danach nach Bolivien eingeführt wurden. Und zum Abschluss dürfen wir kostenfrei noch eine ultramoderne Modenschau draußen an der Plaza mit mehr als 40 teilweise internationalen Models erleben. Was für ein Teil!

Tarabuco. Ein Dorf, das scheinbar nur aus einem superbunten Markt besteht mit Allem, was man sich so vorstellen kann: Leckere selbstgebraute Suppen in Tontöpfen am Straßenrand serviert, trachtentragende Bolivianerinnen, farbige Früchte und Gemüse ohne Ende, grüne Cocablätter in großen Plastiktüten, bunte Tücher (die sogenannten „Aguayos“), eine Plastikmadonnaprozession mit rückwärts gehenden Männern in dicken Kostümen, eine traditionelle Livemusikvorführung mit ungewöhnlich schrecklicher Frauenstimme, Menschen mit typischen Tarabucohüten, die aussehen wie Helme von Spaniern aus der Kolonialzeit. Und 1.000 Sachen mehr. Fast alle Häuser und Hütten sind mit Adobe-Steinen (aus Lehm, Stroh und Wasser) gebaut.

Wir fahren durch Potosi, das auf 4.060 m Höhe liegt. Als wir aussteigen, merken wir die dünne Luft sofort. Die Schritte fallen schwer, was ein Segen, dass Christian uns von oben nach unten durch die Straßen der Silberminenstadt führt. Zentraler Punkt ist aber der Cerro Rico, der Berg, der von Stollen in seinem Inneren nur so durchlöchert ist und über der Stadt thront. Er sieht aus wie ein rostroter Kegel mit grauen Flecken zwischendrin (das sind die riesigen Abraumhalden). Es arbeiten auch Kinder seit Jahren hart unter Tage. Die zur Sprengung notwendigen Dynamitstangen kann Jedermann für drei Euro pro Stange hier in kleinen Shops erwerben. In früheren Zeiten sind dort im Bergbau bis zu acht Millionen Menschen (Sklaven) umgekommen ....!!! Bergbau gibt es hier seit 1545 n. Chr.


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