VON HAARIGEN PELZTIEREN UND GOLDENEN LOONIES - DIE WESTKANADA-REVIVALTOUR 2019 - Teil 2
TEIL 2
Weiter geht es in Richtung Osten wieder raus aus den Rockies über Prince George und dann nach Süden über 100 Mile House (Achtung: Seenlandschaft = 1 Mio. Moskitos-Gefahr !!) nach Barkerville, einer alten Historic Town tief in den Cariboos. "Dahooja, Weyt-kp!", sagen die indigenen Menschen der Cariboos zu Neuankömmlingen in dieser Gegend: "Willkommen, hallo Ihr Alle!". Barkerville liegt nämlich in den Gebieten von sieben First Nations mit den unaussprechlichen Namen Lhtako, Nazko, Lhooskúz, Ulkatcho, ?Esdilagh, Xat´sull und Simpcw. Im Jahr 1862 entdeckte Billy Barker dort Gold am Williams Creek. Diese Entdeckung brachte eine Flut von Glücksrittern aus der ganzen Welt in die Wildnis der Cariboos. Zwischen 1862 und 1870 bereisten mehr als 100.000 Menschen die Cariboo Wagon Road, die auch schon als das 8. Weltwunder bezeichnet wurde, damals. In ihrer Blütezeit war Barkerville die größte Stadt westlich von Chicago und nördlich von San Francisco. Heute kann man dort mehr als 125 historische Gebäude und Geschäfte sowie die Einwohner in historischen Gewändern bewundern, die durch die Straßen schlendern, grüßen und mit denen Du perfekt plaudern kannst. Und man kann lecker essen im Goldrausch-Stil. Und selbst mal Goldwaschen probieren und sein Glück versuchen. Zu guter Letzt auch Billy Barker persönlich treffen .....
Der 3. Tag in Folge mit mehr als 30 Grad C.! Wir lassen einen unserer Autoreifen für kleines Geld reparieren am Highwayrand. Der Mechaniker findet einen Mininagel.
Von 100 Mile House fahren wir am enttäuschenden Hells Gate vorbei den spannenden Fraser entlang nach Süden, um nach Hope zu kommen. Unterwegs dürfen wir in der Nähe von Cache Creek auf einem sehr großen Privatgrundstück in aller Seelenruhe ein Weißkopfadlerpärchen samt Nest aus nächster Nähe fotografieren. Welch eine Ruhe und Gelegenheit, diese Tiere so erleben zu dürfen. Ein paar Kilometer weiter entdecken wir in einem Waldgebiet die alte, eiserne Alexandra Bridge, die über den hellbraunen Fraser führt. Ein kleiner Geheimtipp!
In Hope angekommen statten wir dem Coquihalla Canyon Provincial Park einen abendlichen Besuch ab. Vier ehemalige, stockdunkle Eisenbahntunnel in den harten Fels gehauen, durchschreiten wir und als Begleiter daneben immer ein hellgrün schäumender Fluss in einem hypersteilen Canyon. Hier ist es mehr als schön.
Am nächsten Tag Wechsel vom Festland auf Vancouver Island per Fähre ab Horseshoe Bay (Vancouver Nord) nach Nanaimo. Welch eine perfekte Abwicklungsorganisation der vielen Autos! Wir fahren ein Stückchen nach Norden und biegen dann links in westlicher Richtung ab. Dort müssen wir natürlich noch einmal die uralten Baumriesen bei Cathedral Grove sehen und lassen dabei 1,5 Stunden lang unsere Autotür unbeobachtet offen stehen ohne es zu bemerken! Aber als wir zurückkommen, ist alles noch da.
Wir übernachten im überraschend hübschen Port Alberni, einem wohl sehr bekannten Sportfischerort, essen sehr leckere Fish & Chips im "Bare Bones" (s. Reisetipps) und versuchen uns trotz eines gleissenden Scheinwerferlichts an einem Zeitraffervideo des Nachts von einer rauchenden Papierfabrik am Flussufer des Somass River.
Weiter am nächsten Tag nach Westen bis hin zum Pazifik mit seinen Städtchen Tofino und Ucluelet. Fotografisch gesehen ist dieses First Nations-Land mit seinen wunderschönen, sturmumtosten wilden Stränden und Inselchen - zu dieser Zeit - für uns aber nicht das Gelbe vom Ei. Über Comox im Osten der Insel und dann gen Süden sehen wir doch noch einmal das berühmte Chemainus mit seinen Wandmalereien. Es sind sehr viele dazugekommen seit unserem letzten Besuch hier. Wir essen das beste Speiseeis von Vancouver Island bei bestem Wetter.
Woher hat das im Jahr 1858 gegründete Chemainus eigentlich seinen Namen? Er kommt von "Tsa-meeun-is" (Broken Chest), einem legendären Schamanen und Propheten, der eine massive Verwundung in seiner Brust überlebte, um dann ein mächtiger Häuptling zu werden. Sein Volk übernahm seinen Namen zur Identifikation ihres Stammes. Die ersten der großen Wandgemälde, für die das Städtchen dann berühmt wurde, wurden im Jahr 1982 fertiggestellt. In der Zwischenzeit gibt in diesem kleinen Ort auf Vancouver Island über 70 verschiedene davon zu sehen, die sich alle mit der Geschichte, der Ansiedlung, dem Leben und der Forstwirtschaft der First Nations beschäftigen.
An der Küste entlang nutzen wir den alten Highway 19A, bis er kurz vor Nanaimo leider endet und erreichen abends Victoria, die schöne Stadt im Süden. Dort stehen natürlich der traumhaft belebte Hafen, eine neue hochklappbare Autobrücke, Fisherman´s Wharf, das Empress Hotel und eine Art Geisterhaus (Craigdarroch Castle) auf dem Besuchs- und Fotoprogramm. Wir bleiben drei Tage in dieser Stadt, die uns so gut gefällt.
Bei einem Ausflug über den Highway 14 nach Nordwesten an der rauhen Pazifikküste fahren wir über Sooke bis fast nach Port Renfrew, um nach vielen Mühen endlich den gesuchten Fairy Lake mitten in den Wäldern zu finden. Dort treffen wir auf einer Art Campingplatz Diane, die hier als ehemalige Postbusfahrerin in einem Camper wohnt. Umgeben von zig Kolibris, blauen Vögeln ("Blue Steller´s" oder auf deutsch Diademhäher) und Honey Whisky erzählt sie uns ihre Geschichte. Wir hören ihr gerne zu und brechen dann zu unserem eigentlichen Ziel, dem "Lonely Tree on the Lake" auf. Im Regen macht Andrea von ihm super Fotos. Wir übernachten schließlich in Richmond nahe am Vancouver Airport mit einem Einwohneranteil von über 66 % Chinesen. Am Spätnachmittag trinken wir frischen, selbst gerösteten Kaffe im "Viva Java", einem superwinzigen Coffee Shop, dessen viel redender Besitzer Arturo aussieht und spricht wie der bekannte Hollywood-Schauspieler Jean Reno in früheren Zeiten. Gast ist auch Jeff aus Kanada, der den Bodensee, dort Fischbach (Friedrichshafen) kennt und gerne "Schwäbisch" isst.
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